Ein Stachelschwein in Rotterdam
29.09.2023 | HH-Premiere „Mein Totemtier und ich“
Ein Beschützer, wie wir ihn alle bräuchten: In „Mein Totemtier und ich" geht es um die 11-jährige Ama, deren Familie in den Niederlanden von einem Tag auf den anderen abgeschoben werden soll. Ama flieht vor der Polizei – und hat fortan ein riesiges Stachelschwein als Beschützer an ihrer Seite. Der Film von Regisseur und Drehbuchautor Sander Berger wurde von der Firma Leitwolf Filmproduktion aus Hamburg koproduziert und feiert seine Hamburg-Premiere beim MICHEL Filmfest.
Rund drei Monate hat es gedauert, bis die Puppe in den Niederlanden fertig gebaut war. Wobei Puppe hier vielleicht etwas untertrieben ist: Rund 3,5 Meter lang und 2 Meter hoch ist das Stachelschwein, das Hauptdarstellerin Amani-Jean Philippe durch einen Großteil des Familienfilms „Mein Totemtier und ich" folgt. „Eine der größten Herausforderungen für uns war es, das Stachelschwein im wahrsten Sinne des Wortes zum Laufen zu bringen. In den ersten Einstellungen musste die 500 Kilogramm schwere Puppe noch geschoben werden. Doch irgendwann hatten wir den Bogen raus", sagt Produzentin Anette Unger von der Hamburger Firma Leitwolf Filmproduktion, die als Koproduzent fungierte.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Filmen, bei denen es um Fantasiefiguren geht, kommen bei „Mein Totemtier und ich" keine VFX-Effekte zum Einsatz. In dem Stachelschwein steckt ein echter Mensch, der die Funktionen des Tieres mechanisch und elektronisch steuert – Animatronik heißt diese Art von gesteuerten Puppen. „Dass bei dem Film Animatronik statt VFX eingesetzt wird, war für mich einer der Gründe, den Film zu machen. Auf diese Weise ist es für die Kinderdarstellerin viel einfacher, Szenen zu spielen, da man mit der Puppe interagieren kann", verrät Anette Unger. Interessanter Fun Fact am Rande: Die Technik für die Bewegung der Augen kommt von Lucasfilm, der ehemaligen Firma von Star Wars-Erfinder George Lucas.
Doch neben dem Stachelschwein steht Hauptdarstellerin Amani-Jean Philippe im Zentrum des Films. Die Niederländerin hatte vor „Mein Totemtier und ich" kaum Schauspielerfahrung und wurde beim Streetcasting entdeckt. Sie spielt im Film die 11-jährige Ama, deren Familie in Rotterdam lebt und ursprünglich aus Senegal kommt. Als die Familie plötzlich abgeschoben werden soll, läuft Ama davon – die Polizei sucht nach ihr und Ama wiederum sucht ihren Vater. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Freund Thijs und dem besagten Stachelschwein. „Das Stachelschwein steht in Afrika für Mut. Außerdem können sie sehr gut schwimmen, was auch Amas Leidenschaft im Film ist", sagt Anette Unger.
Gedreht wurde im Dezember 2021 und Januar 2022 an 30 Tagen komplett in Rotterdam. „Rotterdam ist eine Hafenstadt und steht für das Kommen und Gehen, das wir im Film mit der Asylpolitik aufgreifen. Ein aktuelles, wichtiges und universelles Thema, von dem auch in Deutschland rund 500.000 Menschen betroffen sind", sagt Unger. Im Film verschmilzt das Thema der Flüchtlingspolitik mit der afrikanischen Mythologie, aus der das Stachelschwein entlehnt ist. Regisseur und Autor Sander Berger selbst kommt von der Elfenbeinküste und ist mit den Mythen und Gebräuchen vertraut. So erzählt man Kindern etwa, dass sie immer von einem Tier, einem Totem, begleitet werden. Aus diesem Grund entstand für „Mein Totemtier und ich" schnell die Idee des Stachelschweins.
Beim MICHEL Filmfest wird der Film jetzt seine Hamburg-Premiere (5. Oktober, 16 Uhr, Studio Kino) feiern, nachdem er zuvor bereits auf zahlreichen internationalen Festivals von New York über Amsterdam bis nach Seoul zu sehen war und mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. In Hamburg entstand übrigens auch die Mischung und Musik des Films, für die Komponist Amaury Bernier, zahlreiche afrikanische Instrumente einsetzte. Wie diese sich mit den magischen Bildern des Films perfekt zusammenfügen, schaut ihr euch beim MICHEL Filmfest am besten selbst an. Empfohlen für Kinder ab acht Jahren!