Vier norddeutsche Produktionen in Locarno
25.07.2024 | 77. Locarno Film Festival
Vom 7. bis zum 17. August dreht sich in Locarno wieder alles um die Welt des Films. Der Filmnorden ist mit vier Produktionen vertreten – darunter das bereits in Cannes ausgezeichnete Familiendrama „The Seed of the Sacred Fig“ von Mohammad Rasoulof auf der Piazza Grande sowie der aus Hamburg heraus koproduzierte Film „New Dawn Fades“ im internationalen Wettbewerb.
Mohammad Rasoulofs politisches Familiendrama The Seed of the Sacred Fig wurde von der Hamburger Produktionsfirma Run Way Pictures produziert. Auch aus der Hansestadt mit dabei: Der Editor Andrew Bird („Soul Kitchen“, „Tschick“, „Aus dem Nichts“) sowie Optical Art und die Loft Studios für die Postproduktion. Der Film hatte seine Uraufführung bei den Filmfestspielen von Cannes 2024 und wird in Locarno in der Sektion Piazza Grande gezeigt. Im Film geht es um Ermittlungsrichter Iman, der am Revolutionsgericht in Teheran arbeitet. Während sich die landesweiten politischen Proteste gegen die autoritäre Regierung verschärfen, umgeben ihn Misstrauen und Paranoia. Zum Eigenschutz und Schutz seiner Familie erhält Iman eines Tages eine Waffe. Kurz darauf verschwindet diese aus seinem Haus, doch es gibt keine Spur eines Einbruchs.
In der Sektion Concorso Internazionale ist der von StoryBay aus Hamburg heraus koproduzierte Film New Dawn Fades von Filmemacher Gürcan Keltek zu sehen: Jahrelang geht Akın im Krankenhaus ein und aus, steckt im System fest. Sein Elternhaus verlässt er nicht mehr, außer für gelegentliche Besuche religiöser Gebäude in Istanbul. Beim Versuch, bei Gott Zuflucht zu finden, gerät er in einen Zustand der Ekstase. Die Gotteshäuser lösen in ihm etwas aus. Während er den Kontakt zu sich selbst verliert, gleitet sein Geist in eine andere Realität ab.
Der Hamburger Regisseur und Drehbuchautor Willy Hans hat es mit seiner Coming of Age-Geschichte Der Fleck in die Sektion Cineasti del Presente geschafft. In dem von Fünferfilm aus Hamburg produzierten Drama geht es um eine Gruppe Jugendlicher, die einen heißen Sommertag träge an einem Fluss verbringt. In assoziativen Bildern und mystischen Naturaufnahmen lotet der Film die Grenzen zwischen Individualität und Gemeinschaft aus.
Der Kurzfilm Beben von Regisseur Rudolf Fitzgerald Leonard wurde zum Großteil in Schleswig-Holstein gedreht – Hauptdarsteller ist der Hamburger Luis Brandt. Im Zentrum des Films stehen die Physiotherapeutin Mina und ihr jugendlicher Patient Leon, der mit infantiler Zerebralparese lebt. Der Film feierte 2022 seine Premiere in Cannes und ist bei den Locarno Filmmakers Academy Screenings zu sehen.