Hamburg solidarisiert sich mit Regisseur Mohammad Rasoulof
18.02.2020 | Berlinale 2020
FILMFEST HAMBURG, Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH) und die Freie und Hansestadt Hamburg hoffen auf die baldige Ausreise des iranischen Regisseurs.
Mohammad Rasoulofs neuester Film Es gibt kein Böses, gefördert von der FFHSH, läuft im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale. Ob der iranische Regisseur und Wahlhamburger bei der Weltpremiere seines Films anwesend sein wird, ist zweifelhaft. Noch immer darf der im vergangen Jahr in seinem Heimatland verurteilte Filmemacher den Iran nicht verlassen. Seit 2012 hat Mohammad Rasoulof seinen Wohnsitz in Hamburg.
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: "Weltweit sehen sich Filmemacherinnen und Filmemacher zunehmend Angriffen auf ihre Arbeit ausgesetzt. Umso mehr gilt es, Position zu beziehen und solidarisch für ihre Freiheit, unsere Werte und die Würde des Einzelnen einzustehen. Trotz des hohen persönlichen Risikos entscheidet sich Mohammad Rasoulof immer wieder dafür, in seinen Filmen Stellung zu beziehen. Für diesen Mut und seine Haltung verdient er meinen ausdrücklichen Respekt. Ich hoffe sehr, dass das Reiseverbot vom iranischen Regime bald aufgehoben wird und Mohammad Rasoulof die Weltpremiere seines Films persönlich in Berlin feiern und in seiner Wahlheimat Hamburg alsbald wieder Wurzeln schlagen kann."
Helge Albers, Geschäftsführer der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein: "Künstlerische Freiheit ist kein Luxus. Sie sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Wir wollen, dass Mohammad Rasoulof ohne jegliche Gefahr für Leib und Leben überall auf der Welt seinem Beruf nachgehen kann. Die Einladung in den Wettbewerb der Berlinale ist eine große Auszeichnung für den Wahlhamburger und unterstreicht seinen Stellenwert in der Welt des Kinos. Wir fordern die iranischen Behörden auf, Mohammad Rasoulof für die Weltpremiere seines Films ausreisen zu lassen und hoffen, dass er zukünftig ohne Einschränkungen seiner Arbeit nachgehen kann."
Albert Wiederspiel, FILMFEST HAMBURG: "Es ist nicht zu glauben, dass ein Regisseur, der die humanitären Werte so hoch hält wie kaum ein anderer im heutigen Kino, verurteilt und am Ausreisen gehindert wird. Mohammad Rasoulof liebt sein Land und sein Volk – seine Filme sind Liebeserklärungen in der besten Tradition des iranischen Kinos."
In Es gibt kein Böses geht der Regisseur in vier Episoden der Frage nach, inwieweit Menschen in einer autoritären Herrschaft für ihr Handeln selbst verantwortlich sind, ganz gleich, was sie anderen antun. Deutscher Produzent ist die Hamburger Cosmopol Film.
Bereits im September 2017 hatten iranische Behörden Rasoulofs Pass einbehalten als dieser vom Telluride Film Festival nach Teheran zurückkehrte. Die iranischen Revolutionsgarden warfen ihm "Gefährdung der nationalen Sicherheit" und "Propaganda gegen die islamische Regierung" vor. Dieser Propagandavorwurf führte Mitte September 2019 zu einer Verurteilung durch die Abteilung 26 des Revolutionsgerichts. Mohammad Rasoulof wurde zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und zu einem zweijährigen Reiseverbot verurteilt. Außerdem wurde ihm die Mitgliedschaft in politischen und sozialen Organisationen untersagt.
Im Jahr 2005 war Mohammad Rasoulof erstmals bei FILMFEST HAMBURG zu Gast und ist dem Festival seitdem freundschaftlich verbunden. Sein Film Iron Island erhielt 2005 den Preis der Hamburger Filmkritik. Später liefen in Hamburg unter anderem The White Meadows und als Eröffnungsfilm 2011 Auf Wiedersehen, der seinerzeit aus dem Iran geschmuggelt werden musste. Nach der Konfiszierung seines Passes konnte Rasoulof 2017 nicht mehr an der Deutschlandpremiere seines Films A Man of Integrity bei FILMFEST HAMBURG teilnehmen. Der Film war zuvor in Cannes mit dem Hauptpreis der Sektion "Un Certain Regard" ausgezeichnet worden. Bei FILMFEST HAMBURG lief 2019 der Film Das rote Coupé von Ashkan Najafi, das Drehbuch schrieb Mohammad Rasoulof, der den Film auch mitproduzierte.