Verschwunden und verraten
09.04.2020 | Gremium 1 vergibt rund 3 Mio. Euro
Das Gremium 1 der FFHSH hat in seiner letzten Sitzung nach dem alten Fördersystem knapp drei Millionen Euro an 24 Projekte vergeben, darunter die Romanverfilmung „Wir sind dann wohl die Angehörigen" von Regisseur Hans-Christian Schmid sowie das Drama „Last Song for Stella" vom "Deutscher Drehbuchpreis"-Gewinner Kilian Riedhof.
In Wir sind dann wohl die Angehörigen (550.000 Euro, 23/5 Filmproduktion, Berlin) erzählt Regisseur Hans-Christian Schmid von der Entführung des Hamburger Mäzens und Germanisten Jan Philipp Reemtsma. Die Literaturverfilmung wird aus der Perspektive seines damals 13-jährigen Sohnes Johan Scheerer erzählt, der auch die Romanvorlage lieferte. Das Drehbuch schrieb Schmid gemeinsam mit Michael Gutmann. Geplant sind rund 20 Drehtage in Hamburg.
Weitere Produktionsförderung gibt es für Last Song for Stella (400.000 Euro, Letterbox Filmproduktion, Hamburg). Der neue Kinofilm des Hamburger Regisseurs und Drehbuchautors Kilian Riedhof befasst sich mit der kontroversen Lebensgeschichte der Jüdin Stella Goldberg, die während des Nazi-Regimes in Berlin aufwächst und zahlreiche andere Juden an die Gestapo verrät, um sich und ihre Eltern vor der Deportation zu bewahren. Die Hauptrolle in „Last Song for Stella" übernimmt "Bad Banks"-Star Paula Beer – in weiteren Rollen sind Katja Riemann und Tobias Moretti zu sehen. Das Drehbuch schrieb Riedhof gemeinsam mit den Hamburger Autoren Marc Blöbaum und Jan Braren. Für ihr Drehbuch zu "Meinen Hass bekommt ihr nicht" wurden die drei gerade mit dem Deutschen Drehbuchpreis ausgezeichnet.
Um die 24-jährige Polizistin Laura geht es in Am Ende der Worte (300.000 Euro, Klinkerfilm Productions, Hamburg) von Regisseurin Nina Vukovic und Autorin Lena Fakler. Die junge Frau ist aus Idealismus der Bereitschaftspolizei beigetreten, stellt jedoch bald fest, dass sie vor allem Abenteuer und Korpsgeist reizen – bis sie einen folgenschweren Fehler begeht. Geplant sind 15 Drehtage in der Förderregion. Der Film wurde im Rahmen des Nachwuchsprogramms „Nordlichter" gefördert.
Im Frühjahr 1912 lässt sich Alma Mahler, Grande Dame der Wiener Gesellschaft und soeben erst Witwe geworden, auf eine Affäre mit dem „Enfant Terrible" der Wiener Kunstszene, Oskar Kokoschka, ein. Es entbrennt eine Leidenschaft, die Regisseur Dieter Berner in seinem Film Alma und Oskar (300.000 Euro, Wüste Film, Hamburg) in Bildern festhält.
Emily Atef ("3 Tage in Quiberon") stellt die junge Pariserin Hélène ins Zentrum ihres neuen Films Mister (200.000 Euro, Niko Film, Berlin), deren Leben aus den Fugen gerät, als bei ihr eine seltene Lungenkrankheit festgestellt wird. Auf der Suche nach Antworten begegnet sie Mister, einem norwegischen Blogger. Produktionsförderung in Höhe von 195.000 Euro gibt es für das Psychodrama A Girl's Room (Oma Inge Film, Hamburg). Der Film um zwei Stiefschwestern ist das Langfilmdebüt der finnischen Filmemacherin Aino Suni. Triangle of Sadness (150.000 Euro, Essential Filmproduktion, Berlin) von "The Square"-Regisseur und Autor Ruben Östlund spielt in der Modeszene und endet nach einem absurden Schiffsunglück auf einer verlassenen Insel. Die niederländisch-deutsche Koproduktion MNK Boy (150.000 Euro, Leitwolf Filmproduktion, Hamburg) von Mete Gümürhan begleitet den Jungen Zekis, der nach dem Tod der Mutter mit seinem Vater von Rotterdam nach Istanbul zieht. An den Dokumentarfilm Daniel Richter – Unplugged (B/14 Film, Hamburg) von HFBK-Professor Pepe Danquart gehen 100.000 Euro. Insgesamt erhalten somit neun Projekte Produktionsförderung in Höhe von 2.345.000 Euro, davon gehen 845.000 Euro an vier Projekte unter weiblicher Regie.
Projektentwicklungsförderung gibt es dieses Mal für sechs Projekte: 50.000 Euro für den Thriller Desire of the prey (Junafilm, Hamburg) von Carly May Borgstrom sowie 35.000 Euro für die Tragikomödie Freundinnen (Tamtam Film, Hamburg) von Friederike Jehn. Eine Finanzspritze in Höhe von 30.000 Euro bekommt Mantu (Riva Filmproduktion) des Hamburger Regisseurs Ali Hakim, 28.000 Euro gehen an Das Gras ist rot (zischlermann filmproduktion, Lübeck) der beiden Hamburgerinnen Maria Vogt und Sarah Drath. Für die Tragikomödie Unterm Pflaster Strand (fünferfilm, Hamburg) des HFBK-Absolventen Willy Hans werden 25.000 Euro bereitgestellt, an die Komödie Wir bleiben in der Nähe von Connie Walther gehen 20.000 Euro.
Fünfmal wurde Drehbuchförderung ausgesprochen: Die Serie Werewolf and Justine (Junafilm, Hamburg) von „Tore tanzt"-Regisseurin Katrin Gebbe wird mit 50.000 Euro unterstützt, die Serie Alle meine Söhne von Jonas Nay und Nikola Kastner aus Lübeck bekommt 38.000 Euro. Dreimal jeweils 25.000 Euro gehen an Das Haus mit den fünf Stockwerken (brave new work, Hamburg) von Mohammad Farokhmanesh und Armin Hofmann, Instalove von Jan Braren und Stefan Schaller aus Hamburg sowie Jaydon-Joe steigt aus des Hamburgers Vasko Scholz.
Förderung im Bereich Auswertung gab es für vier Projekte in Höhe von 130.000 Euro, darunter Hallo Again (Warner Bros., Hamburg) und Kartoffelsalat 3 – Das Musical (TAKE25pictures, Lunden) mit jeweils 40.000 Euro.
Die Förderentscheidung trafen am 24. März 2020 Steen Bille, Sophie Molitoris, Peter Preisser, Christian Granderath, Caroline von Senden und Helge Albers.
Am 1. April 2020 sind die neuen Richtlinien der FFHSH in Kraft getreten. Damit haben sich auch die Gremien-Zuschnitte und -Besetzung geändert. Aus den Gremien 1 und 2 und Filmwerkstatt Kiel werden nun die Gremien High End, Director's Cut, Kurz + Innovativ und Nordbuster. Der nächste Einreichtermin für die Gremien "Director's Cut" und "Kurz + Innovativ" wird auf Mittwoch, den 29. April verschoben.
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