Die Indonesien-Connection
07.10.2021 | "Die Rache ist mein, alle anderen zahlen bar"
In Locarno wurde "Die Rache ist mein, alle anderen zahlen bar" zum besten Film des Festivals gekürt - jetzt feiert die Actionkomödie des indonesischen Regisseurs Edwin ihre Deutschlandpremiere beim Filmfest Hamburg. Koproduzent ist Fatih Akins Firma bombero international. Wir haben mit seiner Produzentin Nurhan Sekerci-Porst und der indonesischen Produzentin Meiske Taurisia über die Zusammenarbeit an diesem außergewöhnlichen Film um einen impotenten Kämpfer gesprochen.
bombero international ist eine der vier Koproduktionsfirmen des Films, ein Teil der Postproduktion hat in Hamburg stattgefunden und für den Ton war das Hamburger Konken Studio verantwortlich. Kannst du erklären, welchen Anteil ihr als Hamburger Produktionsfirma an dem Film hattet?
Nurhan Sekerci-Porst: Wir kamen mit bombero international in der Postproduktionsphase an Bord, denn die Produzenten brauchten noch Geld für die Fertigstellung. Als wir den Rohschnitt gesehen haben, war Fatih und mir sofort klar: Diesen Regisseur wollen wir unterstützen! Wir wussten, dass es eine entsprechende Fördermaßnahme für die Fertigstellung bei der MOIN Filmförderung gibt, die wir in der Vergangenheit bereits für kurdische oder türkische Filme bekommen haben. Das ist perfekt für Koproduktionen! Auf diese Weise können Talente aus dem Ausland mit Hamburger Firmen zusammen gebracht und die Filme auch im deutschen Kino ausgewertet werden.
Wie ist es zu der Zusammenarbeit mit dem indonesischen Regisseur Edwin gekommen?
Nurhan Sekerci-Porst: Michael Weber, der seit vielen Jahren mit seinem Weltvertrieb MATCHFACTORY die Filme von Fatih Akin vertreibt, hat uns auf Edwins Film aufmerksam gemacht. Mit der Produzentin Viola Fügen (Matchfactory Productions) hat Michael den Film koproduziert und Edwins vorherigen Film „Postcards from the Zoo" weltweit ausgewertet. Wir haben Edwin und seine Produzentin Meiske Taurisia über Zoom kennen gelernt und uns sehr schnell entschieden. Die beiden waren uns sofort sympathisch, es war Liebe auf den ersten Blick.
Crew und Produktion des Films sind ganz schön international aufgestellt: Der Film beruht auf einem indonesischen Roman, Director of Photography war die Japanerin Akiko Ashizawa, der Editor Lee Chatametikool stammt aus Thailand und neben bombero international und Match Factory Productions aus Deutschland waren auch zwei Produktionsfirmen aus Singapur beteiligt. Wie lief diese internationale Kooperation ab? Was lief besonders gut und gab es auch mal Hindernisse?
Nurhan Sekerci-Porst: Wir haben uns sehr gefreut, die Post-Sound-Arbeiten und die Musikaufnahmen in Hamburg mitzufinanzieren und die kreativen Beziehungen zwischen Deutschland und Indonesien vertiefen zu können. Es war eine wunderbare Erfahrung, mit so vielen Kulturen zu koproduzieren. Wir haben alle was dazu gelernt und erkannt wie die Dinge in den anderen jeweiligen Ländern gemacht werden. Eine Herausforderung war die Zeitverschiebung!
Meiske Taurisia: Dass wir es als Team geschafft haben, den Film während der Pandemiezeit der Welt zu präsentieren, das ist unser größter Erfolg. Gleichzeitig wurde es auch zu unserer größten Herausforderung, den Film in den Verleih zu bringen. Wie wir alle wissen, sind die Kinos wegen der Pandemie entweder geschlossen oder nur eingeschränkt geöffnet. Entsprechend sind seit fast zwei Jahren viele Filme in der Warteschleife und die Warteliste ist überfüllt.
Der Film war in Locarno bereits sehr erfolgreich und konnte den Goldenen Leoparden als besten Film gewinnen. Habt ihr das Potential des Films als Festivalgewinner im Vorfeld schon erahnt?
Meiske Taurisia: Niemals hätten wir damit gerechnet. An einem Wettbewerb teilzunehmen, fühlt sich immer wie ein Glücksspiel an. Man weiß nie, wer die Konkurrenz sein wird und welche Art von Film sie macht, ganz zu schweigen von der konkurrierenden künstlerischen und cineastischen Erfahrung. Aus diesem Grund bedeutet der Goldene Leopard nicht nur für uns, sondern auch für das südostasiatische Kino so viel.
Nurhan Sekerci-Porst: Nach dem Erfolg von Edwins früheren Filmen mit Premieren beim Internationalen Filmfestival Rotterdam und der Berlinale, hatte Michael die große Erwartung, dass auch dieser Film eine starke Festivalpräsenz haben würde. Edwins Vision als Geschichtenerzähler ist einmalig, er mischt Genres und setzt Komödie auf ganz neuartige Weise um. Wir wussten daher, dass Edwin diese Adaption von Eka Kurniawans Bestseller-Roman zu einem einzigartigen Erlebnis mit starkem Arthouse- und Theaterpotenzial machen würde.
Die Deutschlandpremiere des Films wird auf dem Filmfest Hamburg stattfinden, was bedeutet es für euch als Hamburger Produktionsfirma den Film an die Elbe zu holen?
Nurhan Sekerci-Porst: Edwin und Kurniawans Drehbuch versuchen ehrgeizig, Humor, Action, Nervenkitzel und übernatürliche Elemente zu kombinieren. Der Film bringt sehr viel Spaß und wir freuen uns, dass das Hamburger Filmfest und die MOIN Filmförderung das genau so sehen und uns unterstützt haben.
Meiske Taurisia: Wir freuen uns sehr, am Hamburger Filmfest teilzunehmen und sind stolz, dass wir nach einem langen Weg an diesem Punkt angekommen sind. Es war eine erstaunliche Reise.