Green Storytelling ist für mich ein persönliches Anliegen
18.10.2021 | Dirk Ahner über die Arbeit am Drehbuch zum neuen Pfefferkörner-Film
Mit dem Kinofilm „Die Pfefferkörner und der Schatz der Tiefsee" zeigt der deutsche Drehbuchautor Dirk Ahner, wie sich Green Stoytelling und spannende Unterhaltung symbiotisch miteinander verbinden lassen. In ihrem aktuellen Abenteuerfilm kommen die Pfefferkörner einem dubiosen Müllhändler auf die Spur, der aus Profitgier Plastikabfälle illegal im Meer entsorgt.
„Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen steht in der Tradition der Pfefferkörner", erklärt Dirk Ahner, der seit über zwanzig Jahren erfolgreich als Drehbuch- und Kinderbuchautor tätig ist. „Die Pfefferkörner suchen nicht nach Dinosaurierknochen oder verlorenen Schätzen, sondern ermitteln Fälle, die mitten aus der Gesellschaft kommen." Die Plastikvermüllung der Meere ist ein aktuelles Thema, das der Autor gerne aufgreifen wollte. „Unsere Dramaturgin Angelika Mönning hatte die Idee, dieses Thema in den Mittelpunkt der Geschichte zu stellen und mit einem Kriminalfall zu verknüpfen."
Das Abenteuer der jungen Detektive beginnt, als die zwölfjährige Alice (Emilia Flint) in den Sommerferien ihren Freund Tarun (Caspar Fischer Ortman) in Nordirland besucht. Als sie dort gerade angekommen ist, erfolgt ein Einbruch in das Labor von Taruns Mutter (Myriam Abbas), die als Meeresforscherin an einem Projekt arbeitet, mit dem die Plastikvermüllung der Meere gestoppt werden soll. Die Kinder beschließen, gemeinsam mit ihren Pfefferkörner-Freunden Johnny (Leander Pütz), Clarissa (Charlotte Martz) und Hanna (Linda Madita) der Sache auf den Grund zu gehen.
Im Zuge der Recherchen hat Dirk Ahner gemeinsam mit dem Produzenten Holger Ellermann (Letterbox Filmproduktion) verschiedene Wissenschaftler konsultiert. „Uns ist ein apokalyptisches Szenario von den Wissenschaftlern dargelegt worden, das wir versucht haben, im Film kindgerecht zu schildern", sagt der Drehbuchautor. „Es war uns wichtig eine unterhaltsame Geschichte zu erzählen, die auf realen Fakten basiert, ohne damit Kinder zu verängstigen oder Panik auszulösen."
Aus der Ursprungsidee entstand in zahlreichen Arbeitsschritten das Drehbuch. „Wir haben diskutiert, ob das glaubhaft und realistisch ist." Bei diesem Prozess wurden die Figuren und Handlung entsprechend umgebaut. Am Ende kam der ökonomische Aspekt hinzu, was sich umsetzen lässt. „Wir mussten viel reduzieren, aber wir haben immer für den Nukleus der Geschichte gekämpft, um das Thema adäquat zu behandeln."
Für die Sequenz, in der die Kinder über eine Mülldeponie laufen, wurden die jungen Darsteller aus Sicherheitsgründen vor einem kleinen Müllberg aufgenommen, der mit Hilfe von visuellen Effekten in eine riesige Mülldeponie umgewandelt wurde. „Das bringt das Thema filmisch auf den Punkt, weil dort die Müllmenge zu sehen ist, die jeden Tag in einer Stadt produziert wird."
Seitdem China keine minderwertigen Abfälle mehr annimmt, hat der illegale Handel mit Plastikmüll weltweit zugenommen. Deutschland gehört zu den größten Exporteuren von Plastikmüll. „Wir brauchten einen Antagonisten für diese Geschichte. Daraus entstand die Idee, einen Müllhändler als Bösewicht zu charakterisieren, der vordergründig ein sauberes Recyclingunternehmen führt." Anstatt den Plastikmüll sortenrein zu trennen und als Rezyklat zur Wiederverwendung aufzubereiten, verdient die Müllmafia viel Geld damit, den Plastikmüll per Schiff ins Ausland zu bringen, wo der Import-Müll illegal verbrannt oder in verbotene Deponien gekippt wird. Ein großes Problem stellt dabei das Mikroplastik dar, das längst in die Nahrungskette gelangt ist.
„Die Dimension dieses Problems ist eklatant", betont Dirk Ahner, der im Zuge seiner Recherchen begonnen hat, sein eigenes Konsumverhalten zu verändern. „Ich versuche Verpackungsmüll zu vermeiden, verzichte auf Einwegflaschen und kaufe jetzt Joghurt im Pfandglas. Im Film forscht die Wissenschaftlerin an einem Bakterium, das Plastikmüll vernichten kann. Sie kann das Problem jedoch nicht lösen. Wir müssen unser Verhalten ändern." Die Relevanz dieses Themas ist bei den Kindern angekommen. Bei dem renommierten deutschen Kinder- und Medienfestival Goldener Spatz kürte die Kinderjury „Die Pfefferkörner und der Schatz der Tiefsee" zum besten Langfilm.
„Es ist viel gewonnen, wenn ein Format wie ‚Die Pfefferkörner' dazu beitragen kann, die Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren", betont der Autor, der stets versucht, Elemente des Green Storytelling in seine Bücher zu integrieren. „In vielen Bereichen lässt sich das nicht umsetzen, weil es ein anderes erzählerisches Korsett gibt." Green Storytelling ist für Dirk Ahner ein persönliches Anliegen, das er ohne erhobenen Zeigefinger auf subtile Art in alle Filme einfließen lässt.
„Beim Storytelling versuche ich zu thematisieren, wie etwas entsteht und was damit passiert. In die Charaktere, die ich kreiere, fließt stets ein Teil von mir ein." Dies kann beispielsweise ein Kind sein, das Vegetarier ist, aber auch eine Filmfigur, die als ein negatives Beispiel fungiert. „Es ist unsere Aufgabe, den Kindern mitzugeben, dass jede unserer Handlungen einen Einfluss darauf hat, wie wir unseren Planeten an die nächste Generation übergeben."