Animationsfilm aus der Nachbarschaft

Während Studios wie Pixar oder Ghibli bei Animationsfans weltweit bekannt und gefeiert sind, sind die lokalen Animationsschmieden und Filmemacher*innen oft nur einem kleinen Kreis ein Begriff. So macht das Hamburger Animationsstudio Fabian&Fred seit 2015 erfolgreich Animationsfilme für den internationalen Markt und ist mit seinem Kurzfilm „The Chimney Swift" 2022 ins Oscar-Rennen gegangen. Und Animationskünstler und Illustrator Raman Djafari produzierte im vergangenen Jahr das Musikvideo zum Song „Cold Heart" von Elton John und Dua Lipa – und hat sein Atelier aktuell in Hamburg Wilhelmsburg.

Allesamt spannende Künstler*innen und Kreative, die Till Penzek in seinem Hamburg Animation Club im vergangenen Jahr bereits zu Besuch hatte. Penzek ist selbst Filmemacher im Animationsbereich und seit 2021 Professor und Studiengangsleiter für Film- und Motion Design an der University of Europe for Applied Sciences in Altona. Das Thema Animation beschäftigt ihn also tagtäglich. Auf die Idee für den Animation Club ist er jedoch durch ein anderes Projekt gekommen. Für das Altona Museum kuratierte er im Jahr 2021 im Rahmen der Filmausstellung „Close-up" eine Dauerausstellung, die sich die Trickkiste nennt. „Hier wird in einem großen Ausstellungsraum die Arbeit von Hamburger Animationskünstler*innen gezeigt. Viele kannte ich bereits vorher, einige habe ich jedoch erst über das Engagement kennengelernt. Und es ist schon verrückt, wie wenig sichtbar das Thema Animationsfilm in Hamburg im Vergleich zu anderen Städten ist. Ich wollte etwas machen, das über die Ausstellung hinausgeht – und die Idee für den Hamburg Animation Club war geboren", sagt Penzek.

Der Hamburger Filmemacher hat dabei von Beginn an Wert auf ein abwechslungsreiches Programm gelegt: „Die Leute sollen sich auf etwas Neues einlassen und überrascht werden. Animation ist kein Genre, sondern ein Medium. Deshalb sollen möglichst viele, unterschiedliche Bereiche gezeigt werden." Das reicht von Experimentalfilmprojekten wie denen von Miriam Endrulat bis hin zu den vielfach ausgezeichneten Kurzfilmen von Fabian&Fred. Und die Resonanz gibt ihm Recht: Ob Filmliebhaber*in oder Student*in, alle waren von den ersten drei Veranstaltungen und der neuen Möglichkeit zum Netzwerken begeistert. Ein Highlight für viele Besucher*innen: Die Making Of-Präsentationen, bei denen die Künstler*innen auf der Bühne ihre Arbeitsprozesse und Animationstechniken zeigen. Hier offenbart sich die akribische Kleinarbeit, die hinter wenigen Minuten Film steckt.

Diese akribische Kleinarbeit zeigt sich auch beim Logo des Hamburg Animation Club – denn jede Veranstaltung hat ihr eigenes Motiv, das als stehende Grafik und Animation gleichermaßen funktioniert. „Das macht natürlich Arbeit und ist nicht ganz rational. Aber damit passt es sehr gut zum Thema Animationsfilm", sagt Penzek und lacht. Für das Design ist Penzeks Ehefrau, die Illustratorin Julia Neuhaus, verantwortlich. Penzeks Wunsch für die nächsten Jahre: Das Projekt weiter auszubauen und das Publikum immer wieder aufs Neue zu überraschen. Hierfür möchte er in Zukunft mit weiteren Institutionen und Formaten aus Hamburg kooperieren und auch den Bereich „Games" mit ins Programm holen.

Doch bevor es Ausflüge ins Games-Genre gibt, widmet sich die kommende Veranstaltung am 23. März ab 19:30 Uhr erstmal dem Hamburger Comiczeichner Sascha Hommer. Sein düsterer Comic „Insekt" wurde von dem polnischen Trickfilmstudio Yellow Tapir Films im Verlauf von vier Jahren aufwändig umgesetzt und zeigt eine Stadt, in der die Insekten sich unters Volk mischen. Außerdem zu Gast: Die Studierenden des Studiengangs „Film & Motion Design" der UE, die eine Auswahl ihre Arbeiten aus dem Seminar „Animated Dreams" präsentieren.