MOIN Filmförderung Hamburg Schlwesig-Holstein

"Die Serie, die ich schon immer sehen wollte"

24.09.2024 | Schwarze Früchte beim Filmfest Hamburg

Lamin Leroy Gibba mit Daniel Hernandez © Maischa Souaga

Hier steckt ganz viel Hamburg drin: Im Juni 2024 feierte die Serie „Schwarze Früchte“ ihre Weltpremiere auf dem renommierten Tribeca Filmfestival in New York. Am 3. Oktober sind sechs der acht Folgen mit einem vierstündigen Mega-Event samt Q&A als Deutschlandpremiere beim Filmfest Hamburg zu sehen. Gedreht wurde die Serie komplett in der Hansestadt. Creator, Showrunner, Headautor und Hauptdarsteller Lamin Leroy Gibba wuchs ebenfalls in Hamburg auf – und wirft in „Schwarze Früchte“ einen Blick auf die Lebensrealitäten Schwarzer und queerer Menschen.

„Für mich ist ‘Schwarze Früchte‘ die Serie, die ich schon immer sehen wollte, die es aber bisher noch nicht gab. Eine Serie mit ganz eigener Tonalität, die komplexe queere und Schwarze Figuren ins Zentrum der Geschichte stellt. Natürlich ist auch Rassismus Teil der Geschichte, aber nur als ein Aspekt der vielen verschiedenen Aspekte, die die Lebensrealitäten der Figuren prägen", sagt Lamin Leroy Gibba.

Er selbst wuchs in Hamburg auf, spielte früh Theater und begeisterte sich für die Filmwelt. Um sein Hobby zum Beruf zu machen, zog es ihn im Jahr 2014 für sein Film- und Schauspielstudium an die New School Universität in New York. Hier entstanden auch die ersten Ideen für „Schwarze Früchte“. „Meine Zeit in New York hat mich wirklich geprägt. Es war inspirierend zu erleben wie Schwarze Autor*innen und Schauspieler*innen dort mit einer großen Selbstverständlichkeit Projekte umsetzten und dafür auch einen Raum hatten – was in Deutschland selten bis nicht der Fall war. Man hat uns an der Uni ständig dazu ermutigt, eigene Stücke zu schreiben. Während des Studiums ist auch mein erstes Langfilm-Drehbuch entstanden“, verrät der 30-Jährige.  

Lamin Leroy Gibba in der Rolle des Lalo © Maischa Souaga

Nachdem er 2019 zurück nach Deutschland kam, nahm die Arbeit an „Schwarze Früchte“ langsam an Fahrt auf und Gibba entwickelte die Geschichte weiter. Mit der Projektmappe trat er an die junge Produktionsfirma Jünglinge Film, die das Projekt schnell annahm. Mit einer Förderung der MOIN fand 2021 rund drei Wochen lang der erste Writers Room statt. Zum Team gehörten neben Gibba auch Lisa Tracy Michalik, Naomi Kelechi Odhiambo, Sarah Claire Wray und Sophia Ayissi. „Jeder von uns hat einen anderen Background und konnte diesen mit in die Geschichte einfließen lassen. Dank der finanziellen Unterstützung der MOIN Filmförderung in dieser frühen Phase, hatten wir viel Zeit, die Vision der Serie zu schärfen und an der Geschichte zu arbeiten“, so Gibba. Studio Zentral als Koproduktionsfirma und die ARD Degeto als Auftraggeber stießen ebenfalls früh dazu. Auch sie glaubten an den Stoff und Gibbas Vision für die Serie. In „Schwarze Früchte“ geht es um den Mittzwanziger Lalo (gespielt von Lamin Leroy Gibba), der durch den plötzlichen Tod seines Vaters aus der Bahn geworfen wird. Er versucht, seinen Verlust mit überstürztem Tatendrang zu verdrängen – wobei jedoch nicht nur sein eigenes Leben aus den Fugen gerät, sondern auch das seiner engsten Freund*innen. 

Daniel Hernandez und Lamin Leroy Gibba am Set von "Schwarze Früchte" © Maischa Souaga

Für die Dreharbeiten im Jahr 2023 entschied man sich für einen ungewöhnlichen Weg: Um einen Großteil der Filmcrew zu finden, startete das Team in den sozialen Medien entsprechende Aufrufe. „Es war uns sehr wichtig, dass die Schwarzen, POC, queeren und weiblichen Perspektiven vor der Kamera auch maßgeblich hinter der Kamera vertreten sind. Aufgrund struktureller Diskriminierung von Filmschaffenden mit marginalisierten Perspektiven muss man natürlich auch außerhalb des Kreises bereits etablierter Leute der Film- und Fernsehbranche suchen. Für viele aus unserem Team, wie für mich auch, war “Schwarze Früchte” das erste Mal, dass sie bestimmte Positionen innerhalb einer Fernsehserie innehatten. Durch ihren Einsatz ist eine krasse Energie entstanden. Das perspektivische Wissen und die Leidenschaft der einzelnen Gewerke hat die Serie so bereichert.“, sagt Lamin Leroy Gibba.  

Unter der Regie von Elisha Smith-Leverock und David Uzochukwu wurde im Sommer 2023 an 48 Tagen in Hamburg gedreht – und zwar an über 70 Motiven! Auch wenn viele der Hauptmotive auf St. Pauli gedreht wurden, schafften es u.a. auch Altona, die Schanze und Volksdorf in die Serie. „Wir zeigen die Stadt auf eine Art und Weise, wie man sie in anderen Serien bisher glaube ich noch nicht gesehen hat“, so Gibba.  

Bei der Weltpremiere auf dem Tribeca Film Festival wurde die Serie vom Publikum sehr gut aufgenommen, so dass für die Zukunft eine Ausstrahlung im Ausland in greifbare Nähe rückt. Doch bis das soweit ist, feiern die ersten sechs Folgen von „Schwarze Früchte“ erstmal ihre Deutschlandpremiere beim Filmfest Hamburg. Die komplette Serie wird ab dem 18. Oktober in der ARD Mediathek zu sehen sein.  

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