Mit Genrevielfalt zum Höchstfördersatz
02.08.2017 | Tamtam Film

Tamtam Film hat mit 210.000 Euro gerade den Höchstfördersatz der Creative Europe MEDIA im Bereich Development bekommen. Filmfans können sich freuen – mit Hilfe des Geldes werden fünf neue Filmprojekte entwickelt.
Kaum ein Hamburger ist im vergangenen Jahr um die St. Pauli Doku Manche hatten Krokodile herumgekommen – eine Milieustudie, so einzigartig wie der Stadtteil selbst. Produziert und verliehen wurde der Dokumentarfilm von einer Firma in Hamburg Ottensen: Tamtam Film. Hinter dem einprägsamen Namen steckt das erfahrene Produzentenduo Andrea Schütte und Dirk Decker, zwei Menschen, die für Bewegtbild brennen. Kino, TV, Serie, Dokumentarfilm oder Kurzfilm– das ist erstmal zweitrangig: „Wir wollen uns nicht auf ein Format festlegen, sondern den Geschichten das Format geben, das sie brauchen", sagt Andrea Schütte.


Nach einigen Kurzfilmerfolgen konnten die ersten abendfüllenden Produktionen der Hamburger aus dem Stand bei namhaften Festivals überzeugen: So bekamen sie für ihre dänische Koproduktion In Your Arms den Golden Dragon Award in Göteborg, der Kinofilm Schrotten! gewann beim Max Ophüls Festival den Publikumspreis. Ihre erste Serie Komm schon! erhielt direkt eine Grimme Preis-Nominierung. Insgesamt zwölf Produktionen haben die beiden seit ihrer Gründung 2012 fertiggestellt, jetzt werden sie für ihre Erfolge und ihr Engagement belohnt.
Slate Funding für Tamtam Film
Die Hamburger Firma konnte sich beim Slate Funding der Creative Europe MEDIA gegen die starke europäische Konkurrenz durchsetzen und den Höchstfördersatz von 210.000 Euro mit nach Hause nehmen. Ganz einfach war das nicht. Wer die Förderung beantragen will, muss zahlreiche Kriterien erfüllen. Beurteilt werden nicht nur die eingereichten Filmprojekte, sondern die ganze Firma: „Wir haben insgesamt gut abgeschnitten, aber es freut mich besonders, dass wir bei dem Punkt Innovationskraft eine hohe Wertung bekommen haben –das ist wichtig bei einem Geschäft, das sich stark im Wandel befindet", sagt Andrea Schütte. Die internationale Jury lobte besonders die Genrevielfalt der eingereichten Projekte sowie die Tatsache, dass Tamtam Film sowohl mit etablierten Regisseuren zusammenarbeitet als auch neuen Talenten eine Plattform bietet. Knapp sechs Monate hat es gedauert, bis man für den Antrag alles beisammen hatte. „Selbst wenn es nicht geklappt hätte, wäre die vorangegangene Planung keinesfalls umsonst gewesen. Man schärft durch die Analyse seine Projekte und die Ausrichtung der Firma", verrät Dirk Decker.

Fünf geförderte Projekte bis 2020
Mit dem Geld soll in den kommenden drei Jahren die Entwicklung von fünf Projekten vorangetrieben werden – die ersten Dreharbeiten sind für das Jahr 2018 anvisiert. Das Kinodebut von Natalija Yefimkina, der Dokumentarfilm Garagenvolk, blickt im Norden Russlands hinter Garagentore, hinter denen viele Russen sich fernab von Frau und Familie ihre Sehnsuchtsorte aufgebaut haben. Die Dreharbeiten zu Der Weinhändler von Alain Gsponer (Jugend ohne Gott, Heidi) sind ebenfalls im Jahr 2018 geplant. Die Tragikomödie spielt in Hamburg und handelt vom Weinhändler Lutz, der nach einem Leukämie-Test drei Tage lang auf seine endgültige Diagnose warten muss und sein Leben auf einmal völlig anders wahrnimmt. Mit dem Kurzfilm Anna nicht vergessen von Lena Knauss wird es 2018 auch eine Literaturverfilmung geben: Die Geschichte nach einer Erzählung von Arno Geiger handelt von einer Mutter, die sich in ihrem unkonventionellen Leben immer wieder daran erinnern muss, dass auch ihre Tochter Anna nicht vergessen werden darf. Die feministische Satire Liebe im freien Fall von Isabell Šuba (Hanni und Nanni 4) stellt zwei Frauen in den Fokus, die in einer von Männern dominierten Welt ordentlich aufräumen – und das vermutlich im Jahr 2019. Mit der deutsch-dänischen Koproduktion Candy Boy unter der Regie von Marc Brummund (Freistatt) begibt sich die Firma in die Grauzonen der dänischen Pornoindustrie in den 60er und 70er Jahren.
Filmfans erwartet also in den nächsten Jahren ein spannender Mix unterschiedlicher Stoffe, den das mittlerweile sechsköpfige Tamtam-Team gemeinsam auf Leinwände, Bildschirme oder Plattformen bringen wird. Als nächstes steht die Koproduktion Letters for Amina in den Startlöchern: Der Film von Jakob Bitsch wird beim diesjährigen Filmfest Hamburg seine Premiere haben. Eins steht somit fest: Wir werden in Zukunft noch einiges hören von der vielseitigen Firma aus Hamburg.
Erfahrene Produzenten beantragen MEDIA Slate Funding zur Entwicklung eines Paketes von drei bis fünf Spielfilm-, Dokumentarfilm- oder Animations-Projekten. Die Fördersummen liegen zwischen 10.000 und 60.000 Euro pro Filmvorhaben, wobei MEDIA maximal 50% der Gesamtentwicklungskosten übernimmt. Die Projekte verfügen über hohes Koproduktions- und Auswertungspotenzial in Europa und zeichnen sich durch kulturelle Vielfalt aus. Zusätzlich können seit 2016 auch 10.000 Euro für die Produktion eines Kurzfilms beantragt werden, mit dem die Firma neue und junge Talente fördert. Mehr Infos gibt es hier.