MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein

Kaum ein Titel dürfte bei den Filmfestspielen in Cannes dieses Jahr mit Blick auf die aktuelle Weltlage so mit Spannung erwartet werden wie „Es war einmal in Gaza“, das neue Werk der in Gaza geborenen Zwillingsbrüder Arab und Tarzan Nasser. Es ist bereits ihr dritter Langfilm über ihre Heimat – und mit Sicherheit nicht ihr letzter. Was der Film mit Hamburg zu tun hat, verraten wir euch hier.

„Es ist ein Film über einfache Leute die versuchen, irgendwie zu überleben.“ So umschreibt Arab Nasser den Kern der Story kurz in einem Satz. Wer die Geschichte von „Es war einmal in Gaza“ auf dem Papier liest, könnte da im ersten Moment anderer Meinung sein: Der Film spielt im Jahr 2007 und dreht sich um den jungen Studenten Yahia, der sich mit dem charismatischen Falafel-Restaurantbesitzer Osama anfreundet. Gemeinsam dealen sie mit Drogen, die sie mit Falafel-Sandwiches austeilen. Doch schon bald müssen sie sich mit einem korrupten Polizisten und seinem übergroßen Ego auseinandersetzen – und dann soll Yahia auch noch Filmstar in einem durch die Hamas finanzierten Actionfilm werden. Man merkt also recht schnell – in diesem Film ist einiges los.

Porträtfoto von Arab und Tarzan Nasser vor einer weißen Wand mit rotem Licht
Zum ersten Mal in Cannes: Die Filmemacher Arab und Tarzan Nasser; Copyright: Denisse Gabrielle

Realität oder Fiktion?

Und was man vielleicht kaum glauben mag: auch wie schon bei ihrem Vorgängerfilm „Gaza Mon Amour“ gibt es mehrere Handlungsstränge, die auf wahren Begebenheiten beruhen: „Der Actionfilm, der im Film gedreht wird, ist keine Fiktion. Im Jahr 2009 entschied die Hamas-Regierung, den ersten Actionfilm überhaupt in Gaza zu drehen. Sie haben echte Waffen und Patronen benutzt, da das Geld für Spezialeffekte fehlte – also alles so, wie auch in unserer Geschichte. Selbst der Dialog des Ministers im Film soll so in echt stattgefunden haben“, sagt Arab Nasser.  

Dreharbeiten in Jordanien

Gedreht wurde „Es war einmal in Gaza“ im November und Dezember 2024 in Jordanien, da Dreharbeiten in Gaza wegen des Krieges unmöglich sind. „Selbst der Dreh in Jordanien war alles andere als einfach. Viele Versicherungen sind uns abgesprungen, da es auch für Jordanien aufgrund der geografischen Lage hohe Sicherheitsbedenken gab“, verrät Producerin Lena Zimmerhackel von der Riva Filmproduktion, die den Film gemeinsam mit Red Balloon Film aus Hamburg heraus koproduziert hat. Neben Kameraequipment kamen auch Teile der Crew aus der Hansestadt: „Wir hatten – wie auch schon bei Gaza Mon Amour – für den Ton Tim Stephan aus Hamburg beim Dreh mit dabei. Er hat einen tollen Job gemacht. Bei der Lautstärke vor Ort hatte ich zwischenzeitlich die Hoffnung auf guten Sound verloren. Doch Tim hat uns gerettet! Bei der Postproduktion in Portugal wurde mir auch nochmal gesagt, was für einen unglaublichen Job er gemacht hat“, schwärmt Arab Nasser.

Die Arbeiten am Skript begannen bereits im Jahr 2015 – die Geiselnahme der Hamas im Oktober 2023 in Israel und die extreme Zuspitzung des Konflikts im Anschluss werden in der Geschichte nicht direkt angesprochen. Sehr wohl jedoch der andauernde Kriegszustand im Gaza-Gebiet. Man hört oder sieht im Hintergrund immer wieder eine Bombe oder Rakete explodieren. Zeitungen und TV-Geräte erzählen fast beiläufig das politische Geschehen. „Der Film schafft mit seiner besonderen Atmosphäre und einer Vielzahl subtiler Botschaften einen kritischen Blick auf die Lage vor Ort, erzählt dabei aber dennoch seine eigene Geschichte. “ sagt Lena Zimmerhackel.  

Weltpremiere in Cannes

Rund zehn Jahre nach der ersten Idee erblickt der Film bei den Filmfestspielen von Cannes in der Sektion „Un Certain Regard“ im Mai endlich das Licht der Welt. Warum ist Cannes der perfekte Ort für die Premiere? „Zuerst einmal: Es ist CANNES! Das ist ein Traum für jeden Filmemacher. Und für einen palästinensischen Film ist es sehr wichtig, ein internationales Publikum vor Ort zu haben. Der Film muss gesehen werden – Cannes ist also eine perfekte Ausgangslage für uns“, sagt Arab Nasser.

Zahlreiche Männer stehen an einem Filmset im Kreis, einige tragen Waffen.
Die Dreharbeiten des Actionfilms innerhalb des Film.

Nach nunmehr drei Filmen über Gaza werden die Brüder nicht müde, weiterhin über die Lage in ihrer Heimat zu berichten – sie selbst leben mittlerweile in Frankreich und setzen vor hier aus ihre Filmprojekte um. „Auch unser nächster Film wird sich mit Gaza beschäftigen. Die Menschen vor Ort sind meiner Meinung nach alle Helden. Sie leisten Widerstand, um überhaupt zu existieren“, sagt Arab Nasser. Am Ende des Tages gehe es um Menschlichkeit. Und um einfache Leute die versuchen, irgendwie zu überleben. So wie in ihren Filmen.

Beitrag teilen
  • Auf facebook teilen
  • Auf x teilen
  • Auf linkedin teilen