
Von Kiezmördern und Panikrockern
03.04.2018 | Förderrunde Gremium 1
Hamburgs Oscar-Anwärter Fatih Akin und Katja Benrath schieben ihre neuen Projekte an und Hermine Huntgeburth verfilmt das Leben von Panikrocker Udo Lindenberg: In der ersten Sitzung des Jahres hat das Gremium 1 der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein über vier Millionen Euro an insgesamt 21 Projekte vergeben. Allein 2,8 Millionen gehen dabei an sechs Projekte unter weiblicher Regie.
Nach seinem internationalen Erfolg mit Aus dem Nichts zieht es Regisseur Fatih Akin mit seinem neuen Film Der Goldene Handschuh (bombero international, Hamburg) an den Hamburger Berg. Die FFHSH fördert den Film in der Projektentwicklung. Der Film basiert auf Heinz Strunks Roman über den Frauenmörder Fritz Honka, der Mitte der 70er Jahre seine Opfer in der Kiez-Kneipe "Zum Goldenen Handschuh" kennenlernte.
Produktionsförderung haben insgesamt zehn Projekte erhalten. Sechs davon laufen unter weiblicher Regie und ebenso viele Drehbücher wurden von Frauen verfasst:
Mach Dein Ding (750.000 Euro, Letterbox Filmproduktion, Hamburg) erzählt die Reise des jungen Udo Lindenbergs, der davon träumt, ein großer Musiker zu werden. Zwischen den frühen Fünfzigerjahren im westfälischen Gronau bis ins Jahr 1973 mit einem alles entscheidenden Auftritt in Hamburg, liegen Abstürze, Wiederauferstehungen und große Verwandlungen. Regie führt die Hamburger Filmgröße Hermine Huntgeburth. Das Drehbuch stammt von Christian Lyra und Sebastian Wehlings.
Mit Regisseurin Katja Benrath und Produzent Tobias Rosen wagt sich ein Teil des Oscar-nominierten Watu Wote-Teams an seinen ersten Langfilm. In der modernen Pippi Langstrumpf-Erzählung Rocca – Verändert die Welt! (550.000 Euro, Relevant Film, Hamburg) dreht sich alles um die die elfjährige Rocca: Ein kluges, kreatives und mutiges Mädchen, das ganz alleine in einem Haus in Hamburg lebt – was weder ihren Lehrern noch den Behörden passt. Verantwortlich für das Drehbuch zeichnet sich Honig im Kopf-Autorin Hilly Martinek.
Ein weiteres Erfolgs-Duo steckt hinter dem Drama Pelikanblut (550.000 Euro, Junafilm, Hamburg): Schon mit Tore tanzt, der 2013 seine Weltpremiere in Cannes feierte, haben Regisseurin Katrin Gebbe und Produzentin Verena Gräfe-Höft einen kontroversen und aufwühlenden Stoff auf die Leinwand gebracht. In Pelikanblut packen sie erneut ein heikles Thema an: Eine Mutter, gespielt von Nina Hoss, muss im Kampf um ihre emotional verletzte Adoptivtochter eine extreme Entscheidung treffen.
Was tun, wenn der älteste Freund völlig überraschend und viel zu früh heiraten will? In der Komödie Hallo again von Maggie Peren (550.000 Euro, Sommerhaus Filmproduktion, Oberhaching) ist Zazie in einer Zeitschleife gefangen und versucht jeden Tag aufs Neue die Hochzeit ihres besten Freundes zu verhindern. Der Film wird größtenteils in Hamburg gedreht.
Ein englischsprachiges Remake erhält Til Schweigers Kinohit Honig im Kopf: In Honey in the Head (450.000 Euro, Barefoot Films, Berlin) führt Schweiger erneut Regie. Die Hauptrolle – im Original gespielt von Didi Hallervorden – übernimmt Hollywood-Schauspieler Nick Nolte. Mit Matt Dillon und Emily Mortimer ist auch der weitere Cast prominent besetzt. Das Drehbuch stammt von der Bestsellerautorin Jojo Moyes, bekannt durch ihren Roman "Ein ganzes halbes Jahr". Zwei Wochen lang wird das Team dafür in Schleswig-Holstein drehen.
Weitere Produktionsförderung geht an In Love and War von Kasper Torsting (247.500 Euro, Tamtam Film). Das Liebesdrama aus dem Ersten Weltkrieg ist der erste Film, der im Rahmen der dänisch-deutschen Koproduktionsentwicklungsinitiative vom Dänischen Filminstitut und der FFHSH entsteht. Positive Förderzusagen gibt es zudem für den Familienfilm Die Chaosschwestern – Mission Pinguin von Franziska Buch (250.000 Euro, Karibufilm, Köln) und für die Verfilmung von Daniel Glattauers Erfolgsroman Gut gegen Nordwind (150.000 Euro, Vanessa Jopp, Komplizen Film, Berlin). Auch Hollywood macht in Hamburg halt: Die Produktion The Girl in a Spider's Web von Genreprofi Fede Alvarez (100.000 Euro, Vierzigste Babelsberg Film, Potsdam) mit Claire Foy als Hackerin Lisbeth Salander hat bereits im Februar im Hamburger Hafen gedreht. Der poetische Dokumentarfilm Silence of the Tides (Bildersturm Filmproduktion, Köln) über das Wattenmeer von Pieter-Rim de Kroon erhält 45.000 Euro an Fördermitteln.
Drehbuchförderung in Höhe von je 30.000 Euro geht an die Komödie Unter einem Dach. Familie ist nichts für Feiglinge von André Erkau und Birgit Maiwald (Riva Film) und das Drama Home von Jan Braren, Kilian Riedhof und Marc Blöbaum. Neben Fatih Akins "Der Goldene Handschuh" (50.448 Euro) wird auch Piotr Lewandowskis Drama König der FIiegen (30.000 Euro, Riva Film, Hamburg) in der Projektentwicklung unterstützt. Zudem haben sieben Projekte Förderung im Verleih und Vertrieb erhalten.
Die Förderentscheidungen haben am Dienstag, 27. März 2018, getroffen: Steen Bille, Maria Köpf, Sophie Molitoris, Christian Granderath, Peter Preisser und Caroline von Senden. Das Gremium 1 der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH) ist zuständig für Projekte mit Herstellungskosten über 800.000 Euro.
Foto: Marc-Oliver Schulz
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