MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein

Nur wer den Sturm auszuhalten weiß, kann Kapitän werden

02.08.2019 | Gespräch mit İlker Çatak

Der neue Film von Ilker Catak (ganz links) startet am 1. August im Kino

Gerade erst wurde „Es gilt das gesprochene Wort" beim Filmfest München für Drehbuch und Hauptdarsteller ausgezeichnet, jetzt kommt der zweite Langfilm von Regisseur Ilker Çatak auch schon in die deutschen Kinos. Wir haben uns mit dem Hamburger Regisseur über Ängste beim Entstehungsprozess und die Arbeit mit Co-Autor Nils Mohl unterhalten.

Wie bist du auf die Story gekommen und seit wann hattest du das Projekt im Kopf?

Die Ursprungsidee gibt es seit fast zehn Jahren. Meine Großeltern hatten eine kleine Pension in Marmaris, Südtürkei. Dort habe ich über zwanzig Jahre lang die Sommerferien verbracht. In dem Ort konnte man Paare beobachten, die sich in ähnlicher Weise zusammenfanden, wie es Marion und Baran tun - Frauen fortgeschrittenen Alters und wesentlich jüngere Männer, die nach Europa wollen.

Als Hauptdarsteller glänzen Anne Ratte-Polle, Ogulcan Uslu und Godehard Giese
Du hast nach „Es war einmal Indianerland" erneut mit Autor Nils Mohl zusammengearbeitet. Wie kam es dazu und was macht eure Zusammenarbeit aus?

Noch bevor Indianerland gedreht wurde, haben Nils und ich angefangen, am "Gesprochenen Wort" zu arbeiten. Die Zusammenarbeit mit ihm macht Spaß, weil Nils ein totaler Filmfreak ist, immer wieder tolle Ideen hat und einen unschlagbaren Humor. Zudem sehr umgänglich, keine Eitelkeiten, die Arbeit geht immer vor. Das macht ihn zu einem großartigen Weggefährten, ohne den der Film so nicht entstanden wäre.

Worum gehts im Film?

Gegensätzlicher könnten die Lebenswelten von Marion (Anne Ratte-Polle) und Baran (Oğulcan Arman Uslu) kaum sein, als sie sich am Strand von Marmaris zum ersten Mal begegnen: Marion, die selbstbewusste, unabhängige Pilotin aus Deutschland, trifft auf Baran, den charmanten Aufreißer wider Willen, der von einem besseren Leben jenseits des Bosporus träumt. Zielstrebig bittet er Marion, ihn mit nach Deutschland zu nehmen. Und sie lässt sich auf dieses Wagnis ein, ganz gegen ihre sonst so überlegte, reservierte Art, und schließt einen Deal mit ihm. Vielleicht, weil sie gerade selbst dazu gezwungen ist, ihr bisheriges Leben zu überdenken? Marions Dauer-Affäre Raphael (Godehard Giese) wird von der neuen Situation vollkommen überrascht. Baran gibt alles, um die ihm gebotene Chance auf ein neues Leben zu nutzen. Das beeindruckt Marion – ihre Zurückhaltung beginnt zu bröckeln, und beide kommen sich näher als geplant ...

Wie bist du auf den unbekannten Hauptdarsteller OĞULCAN ARMAN USLU gekommen?

Unsere türkische Casterin Ezgi Baltaş hat ihn am Stadttheater von Bursa aufgetrieben. Ein großes Geschenk, für das man als Filmemacher nur dankbar sein kann.

Trailer - Es gilt das gesprochene Wort

Gibt es Parallelen in deiner Arbeit, die sich sowohl bei „Es war einmal Indianerland" als auch bei „Es gilt das gesprochene Wort" zeigen?

Schwierig, über die eigene Arbeit zu sprechen. Das müssen andere beurteilen.

Hattest du zu irgendeinem Zeitpunkt Angst, dich bei der Story in den Klischees gängiger Liebesfilme zu verheddern?

Klar, ein Liebesfilm stellt immer ein Wagnis dar. Die Angst war mein ständiger Begleiter: wen interessiert das? Ist das nicht zu klischiert, zu sentimental, zu belanglos? Nachts schlafen war nicht immer einfach. Aber auch diese Ängste gehören zur Regiearbeit dazu. Mein Vater gab mir einen guten Spruch mit auf den Weg: "Nur wer den Sturm auszuhalten weiß, der kann auch Kapitän werden"

In Hamburgs neuem Wahrzeichen der Elbphilharmonie wurde ebenfalls gedreht
Ihr hattet einige Drehtage in Hamburg. Welche Locations sind dir besonders im Kopf geblieben?

Wir hatten 33 Drehtage insgesamt, 24 davon in Hamburg. Die Elbphilharmonie war ein Motiv, für das sich viele Teammitglieder schick gemacht haben. Ich habe an dem Tag auch einen Anzug getragen.

Wie fühlt es sich für dich an, wenn ein Film von dir das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert wird (wie beim Filmfest in München)?

Bei Premieren ist mir immer mulmig. Man weiß ja nie, ob das Publikum mitgeht. Aber dann ist es umso schöner, wenn der Film doch gut ankommt. In München war das glücklicherweise der Fall. Nochmal Schwein gehabt.

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