
Ein Jahr mit den MOIN Talents
19.11.2025 | Erfahrungsbericht des ersten Jahrgangs

Im letzten Jahr hat die MOIN Filmförderung das MOIN Talents-Programm ins Leben gerufen: Drei junge Filmschaffende ohne Filmhochschul-Background erhalten ein Jahr lang individuelle Förderangebote, bereisen Festivals und arbeiten mit Mentor*innen an ihrem aktuellen Filmprojekt. Hier erzählen Max, Hannah und Arnit von ihren Erfahrungen.
Grimstad Pitching Forum in Norwegen, Vienna Shorts in Wien, Young Horizon Industry in Warschau – die letzten zehn Monate ist Filmemacher Arnit Likaj gut rumgekommen. Und das mit gerade einmal 22 Jahren. An einer Filmuniversität ist der gebürtige Bremer nicht eingeschrieben: „Ich studiere aktuell noch Film & Media Arts an der Hochschule Flensburg. Letztes Jahr habe ich dann vom MOIN Talents-Programm gehört und mich mit meinem Kurzfilmprojekt beworben. Und seitdem ist viel passiert!“


Gemeinsam mit Max Kassun aus Hamburg und Hannah Proch aus Pinneberg gehört er zum ersten MOIN Talents-Jahrgang. „Das Programm richtet sich an junge Menschen, die bereits erste Erfahrungen im Filmbereich haben, aber nicht (oder noch nicht) an einer Filmhochschule studieren. Ihre Leidenschaft fürs Erzählen ist da – aber der Zugang zur Branche fehlt. Und genau hier setzen wir an“, sagt Nicola Jones, die das Programm bei der MOIN Filmförderung gemeinsam mit Julia Gläsker koordiniert.
Die Maßnahmen können dabei für jedes Talent anders aussehen: „Ich durfte nach Tromsø in Norwegen zu einem einwöchigen Workshop für junge Filmemacher*innen fahren. Wir haben da innerhalb von einer Woche einen Kurzfilm realisiert – eine tolle Erfahrung. Mit einigen Leuten bin ich immer noch in Kontakt“, verrät Hannah Proch. Die 19-Jährige war zudem beim Sarajevo Film Festival und konnte mit ihrer Akkreditierung an Masterclasses teilnehmen und neue Kontakte in die Filmbranche knüpfen. Aber auch ein Workshop zum Thema Buchhaltung gehörte mit zu ihrem individuellen Programm.
Max Kassun verschlug es während seiner MOIN Talents-Zeit für eine Woche zum FEST — New Directors | New Films Festival nach Portugal. Hier konnte der 27-Jährige am Training Ground mit über 100 anderen Filmschaffenden an Panels und Workshops teilnehmen. „Mein Highlight war jedoch das Odense Talent Camp im Rahmen des Odense International Film Festivals in Dänemark. Neben spannenden Workshops – unter anderem mit der Schauspielerin Vicki Berlin aus dem Oscar-nominierten Film ‚Triangle of Sadness‘ – hatten wir dort auch die Möglichkeit, Projekte für eine Koproduktion zu pitchen. Das habe ich gemeinsam mit einer Filmschaffenden von den Färöer-Inseln gemacht, mit der ich jetzt weiter an diesem Projekt arbeite“, verrät der Hamburger Filmemacher. Auch bei den Hofer Filmtagen und beim Goldener Spatz Festival war Max mit seinen Projekten vor Ort.

-off.jpg?fit=max&w=1200&h=1500&q=85&fm=webp)
Doch das eigentliche Highlight des MOIN Talent-Programm ist das begleitende Mentoring: Jede*r Teilnehmende bekommt ein Jahr lang einen Branchenprofi an die Seite gestellt, um an einer aktuellen Filmprojektidee zu arbeiten. Im Falle von Max war das der Lübecker Autor und Produzent Martin Rehbock. Die beiden haben sich alle zwei Monate für zwei bis drei Stunden in Martins Küche getroffen und an Max‘ Horrorfilmidee „Autobahn“ gearbeitet: „Gleich in unserer ersten Session habe ich sein Figurensetting hinterfragt und neu aufgezogen. Ich hatte etwas Angst, dass er mir das übel nimmt. Aber Max ist damit super umgegangen und die Geschichte ist von Treffen zu Treffen stärker geworden“, sagt Martin Rehbock.
Zwischen den Treffen gab es Hausaufgaben für das Nachwuchstalent: So sollte er z.B. Texte visueller gestalten oder neue Szenen liefern. Mittlerweile ist Max bei dem Drehbuch zu seinem Kurzfilm bei einer ersten Fassung mit 18 Seiten angelangt.
„Mein Ziel: Kommendes Jahr eine Produktionsfirma finden und 2027 in den Dreh gehen.“
Dreimal haben Max und Martin sich bisher getroffen – das vierte und finale Treffen Ende des Jahres steht noch aus.
MOIN Talent Hannah hat mit der Kieler Autorin Inken Witt an ihrem Projekt um eine Mutter/Tochter-Beziehung gearbeitet. Die beiden haben sich für ihre Arbeitstreffen mehrfach in Cafés verabredet und sich auch viel über Messenger ausgetauscht: „Es waren sehr persönliche Gespräche. Nichts war aufgezwungen – eine sehr angenehme Arbeitsatmosphäre“, sagt Hannah. Die Idee für ihren Langfilm sei jetzt ausgearbeitet. Next Step: Erste Drehbuchfassung.
Support von Hamburgs Oscar-Preisträgerin Zamarin Wahdat gab es für Arnit Likaj. Die beiden standen zumeist über E-Mails in Kontakt, konnten sich jedoch auf diversen Branchenevents auch immer wieder „live und in Farbe“ austauschen: „Mir war besonders wichtig, dass meine Mentorin auch einen Migrationshintergrund hat. Denn es ist eine Geschichte, die sich in erster Linie an die postmigrantische Community richtet – und jemand mit einem ähnlichen Background kann sich besser hineinversetzen in die Stimmung des Films. Sie hat mir dann bestimmte Fragestellungen mit auf den Weg gegeben”, sagt Arnit.
Im Februar 2025 kamen die MOIN Talents erstmals bei der Berlinale zusammen – und hier wird sich der Kreis im kommenden auch schließen. Wurden die anfänglichen Erwartungen an das Programm erfüllt? „Ich hab mich als Autor in den vergangenen Monaten wirklich weiterentwickelt. Und auch mein Englisch ist durch die internationalen Festivals besser geworden“, sagt Max. Hannah ist sich sicher, als Mensch offener und als Autorin sicherer geworden zu sein. Und Arnit? „Ich dachte am Anfang, das Programm sei sehr projektbezogen. Doch es geht auch viel um die eigene Weiterentwicklung als Filmemacher – das hat mir sehr gefallen. Ich weiß jetzt zum Beispiel, dass ich unkonventionelle Erzählformen sehr spannend finde und weiter in diese Richtung gehen möchte.“

Und die Weichen für die Zukunft sind bereits gestellt: Max studiert mittlerweile an der HFBK Hamburg „Film“, Arnit bewirbt sich an der KHM Köln und Hannah hat sich in Babelsberg für den Studiengang „Digitale Medienkultur“ entschieden. An ihren aktuellen Filmprojekten werden alle drei in den nächsten Monaten weiterarbeiten. Und vielleicht sieht man sich ja in ein oder zwei Jahren auf dem einen oder anderen Festival wieder – dieses Mal allerdings im offiziellen Programm.
weitere Beiträge







