
Filmstoffe in gute Hände geben
03.02.2017 | Scripts for Sale
Seit Januar dieses Jahres vertritt die Hamburger Agentur
Frau Brand, Sie haben sich mit Ihrer Agentur neu aufgestellt. Was wird sich ändern, was bleibt?
Elke Brand: Wir führen unsere Geschäftsbereiche Film und Literatur zukünftig getrennt weiter. Meine langjährige Geschäftspartnerin und Mitbegründerin der Agentur, Petra Hermanns, hat sich mit einer eigenen Literaturagentur in Frankfurt am Main selbstständig gemacht. Ich werde den Filmbereich zukünftig unter dem Namen scripts for sale als alleinige Geschäftsführerin verantworten und mich noch stärker als bisher international ausrichten. Erste Kontakte nach Fernost und ins europäische Ausland sind bereits erfolgreich geknüpft. Nach wie vor vertreten wir Drehbuchautor*innen, wollen zukünftig noch stärker als bisher Regisseur*innen begleiten und wir vermitteln Verfilmungsrechte für Verlage und Literaturagenturen. Dabei setzen wir dank unserer hervorragenden Kontakte zu Produzent*innen und Redakteur*innen auf maßgeschneiderte Angebote. Seit 2015 werde ich von Ellen Bleckmann, die zuletzt für die Rowohlt Medienagentur tätig war, unterstützt. Sie ist Juristin, eine exzellente Kennerin der Film- und Verlagsszene und hat für viele Bestseller-Autor*innen Filmverträge verhandelt, darunter auch Jan Weiler und Heinz Strunk.
Seit Januar vertritt scripts for sale exklusiv die Filmrechte für den Carlsen Verlag, wie kam es zu dem Deal?
Daniela Steiner: Die Rowohlt Medienagentur hat uns bisher vertreten und es gab eine langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit mit Ellen Bleckmann in ihrer früheren Funktion. Unser Ziel war es, diese Verbindung aufrecht zu erhalten. Da lag es nahe, die Vertretung unserer Filmrechte der Filmagentur scripts for sale zu übertragen.
Ellen Bleckmann: Das ist für mich natürlich eine große Freude, dass ich meine gute und langjährige Zusammenarbeit mit dem Carlsen Verlag nun bei scripts for sale fortsetzen kann. Unter dem Dach von Rowohlt habe ich 15 Jahre lang auch die Filmrechte des Carlsen Verlages und alle wichtigen und großen Kinoverträge für den Verlag verhandelt. Letztes Jahr war ja das große Carlsen-Filmjahr mit gleich drei für das Kino verfilmten Büchern!
Welche Carlsen-Stoffe sind denn verfilmt worden bzw. optioniert?
Daniela Steiner: Ellen sagte es ja gerade schon. 2016 war das Carlsen-Kino-Jahr mit einer weiteren Verfilmung der Rico-und-Oskar-Bücher von Andreas Steinhöfel, mit der Adaption von Steinhöfels Jugendbuch Die Mitte der Welt mit Louis Hofmann und Jannik Schümann in den Hauptrollen und mit Conni & Co. Die Conni-Buchreihe wurde auch schon als TV-Animationsserie verfilmt. Der zweite reale Conni-Film mit Emma Schweiger vor der Kamera kommt am 30. März 2017 in die deutschen Kinos. Mit der Schule der Magischen Tiere von Margit Auer und Nina Dulleck konnten wir über eine weitere Kinderbuchreihe eine Kino-Option abschließen, um nur die aktuellsten Titel zu nennen.
Wofür steht der Carlsen Verlag?
Daniela Steiner: Carlsen ist einer der führenden deutschen Verlage für Kinderbücher, Jugendbücher, Comics, Graphic Novels, Manga und Humor. Seit über sechzig Jahren veröffentlichen wir Bücher und Bilder, die unterhalten, zum Nachdenken anregen und Wissen vermitteln.
Welche Stoffe eigenen sich für eine Verfilmung und wie treten Sie an die Produzenten heran?
Elke Brand: Im Kinder- und Jugendfilmbereich setzen wir auf bekannte Marken und erfolgreich verkaufte Bücher. Es ist immer hilfreich, wenn der Autor oder die Autorin das Drehbuch dann selber verfasst oder an der Aufbereitung des Stoffes für die Leinwand beteiligt ist. Für die Produzent*innen und Redakteur*innen machen wir eine Vorauswahl und bieten unter anderem als Subagentur für Petra Hermanns Literaturagentur gezielt Filmstoffe für Romanadaptionen an. Aktuell im Kino läuft gerade Mein Blinddate mit dem Leben von Marc Rothemund mit Kostja Ullmann und Anna Maria Mühe in den Hauptrollen nach dem Roman von Saliya Kahawatte. Diesen Deal haben wir seinerzeit als Agentur des Eichborn Verlags eingefädelt und verhandelt.
Ellen Bleckmann: Ein großer Vorteil unserer Agenturarbeit ist die enge Verzahnung von Drehbuchautor*innen und die Vermittlung von Filmstoffen. Im Idealfall können wir Produzent*innen interessante Packages aus Filmstoff plus Autor oder Autorin, Regisseur oder Regisseurin anbieten und wissen dann, dass wir die Stoffe in gute Hände geben.
Zu erfolgreichen Kinostoffen wie zum Beispiel Ostwind oder Türkisch für Anfänger erschienen nach der Filmauswertung die Romane. Eine neue Entwicklung?
Elke Brand: Beide Filme sind mit den jeweiligen Fortsetzungen nicht nur an der Kinokasse erfolgreich, sie sind auch zu starken Marken geworden. Von dieser Wechselwirkung profitieren natürlich auch die Verlage, die mit den dazu gehörigen Büchern ihre Auswertung breiter aufstellen und verlängern können.
Der Markt wird immer kleinteiliger, neue Auftraggeber und neue Formate kommen hinzu. Sind sie auf diese Veränderungen vorbereitet?
Ellen Bleckmann: Ich glaube es ist nicht nur wichtig, den Film- und Fernsehmarkt und die Produzent*innen sehr gut zu kennen, sondern auch juristisch gut aufgestellt zu sein. Der Handel mit Filmlizenzen ist gerade in der jetzigen Marktsituation mit neuen Formaten ein lukratives Geschäft. Hier möchte ich als Justiziarin unseren Kunden zur Seite stehen und sie vertraglich gut beraten.
Elke Brand: Wir sehen die Veränderungen des Marktes auch als Chance, unsere Stoffe noch zielgerichteter zum Beispiel für Webformate anbieten zu können oder direkt mit den neuen Plattformen in Kontakt zu treten. Das ist dann auch wiederum für die Verlage interessant, über diesen Weg neue Zielgruppen zu gewinnen.
Die FFHSH hat eine neue Treatmentförderung aufgelegt. Wie bewerten Sie dieses Förderinstrument und wird am Standort genug für Autor*innen getan?
Elke Brand: Drehbuchautor*innen in einem frühen Stadium finanziell zu unterstützen und ihnen einen kreativen Freiraum zu ermöglichen, begrüßen wir sehr, auch um die hier ausgebildeten Kreativen am Standort zu halten. Unsere Talente finden wir jedoch weniger in Hamburg, sondern eher in Berlin, München und Köln, wo es auch Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Drehbuchautor*innen gibt. Leider wurde die Autorenschule in Hamburg geschlossen. Hamburg ist die Stadt der Werber, der Journalisten. Hier gibt es ein großes Potenzial für Content und vor allem für norddeutsche Geschichten. Eine Wiederbelebung der Autorenschule oder eine Gründung, zum Beispiel in Kooperation mit der renommierten Henry Nannen Schule, wäre absolut wünschenswert.
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