MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein

3 Fragen an... Hille Norden

23.07.2018 | Die Khello Brüder als Testschau in Kiel

Hille Norden war mit ihrem Erstlingswerk „Jola" die jüngste von der Filmwerkstatt Kiel geförderte Filmemacherin – mit gerade einmal 16 Jahren. In ihrem neuen Film "Khello Brüder" begleitet sie die beiden syrischen Brüder Tarek (Journalist) und Zakwan (Künstler), die aus ihrer Heimat Aleppo nach Deutschland geflohen sind und mit der Regisseurin jetzt über das erlebte sprechen. Der Dokumentarfilm hat am 30. Juli seine erste öffentliche Testschau im Kino in der Pumpe in Kiel.

Wie bist du auf die beiden Brüder Tarek und Zakwan gekommen – und wie hast du sie von deinem Projekt überzeugt?

Ich bin durch einen Hinweis meiner Mutter auf die beiden gestoßen, da sie in Leipzig zufällig die Ausstellung von Zakwan besucht hat. Ich wollte eigentlich einen Spielfilm über bzw. mit Flüchtlingen drehen und war gerade in der Vorbereitungsphase. Aber die Idee, einen Dokumentarfilm zu machen, gefiel mir dann doch besser. Es war zum Glück recht einfach, Kontakt mit den beiden Brüdern aufzunehmen – eine Anfrage per Mail hat gereicht. Beide waren sofort an Bord. Die einzige Bedingung war, dass Tareks Familie nicht gezeigt wird. Es war ursprünglich auch gar nicht geplant, dass er eine so große Rolle in dem Film einnimmt. Aber sein journalistischer Blick auf Syrien und Deutschland ist die perfekte Ergänzung zu seinem Künstler-Bruder. Bei Zakwan fand ich es wiederum sehr spannend zu sehen, wie ein Künstler den Krieg versteht und in seiner Arbeit umsetzt.

Filmemacherin Hille Norden während der Dreharbeiten
Wie nah hast du die Geschichten der beiden während der Dreharbeiten an dich herangelassen? 

Zakwan war beim Dreh oft sehr emotional und hat viel geweint. Er war zu der Zeit noch nicht lange in Deutschland und durch die Flucht, den Krieg, das Heimweh und seine Trauer sehr mitgenommen. Ich habe seine Geschichte allerdings nur durch den Dolmetscher gehört, außerdem erzählt Zakwan oftmals sehr abstrakt. Dadurch tat das Zuhören während der Interviews nicht so weh. Ich habe in der Zeit trotzdem viel geweint und das Erzählte sehr an mich herangelassen. Für mich ist das eine Form des Respekts. Dinge zu erzählen, die man am liebsten vergessen möchte, wäre glaube ich für jeden anstrengend - und da möchte ich mich voll auf so eine Geschichte einlassen. Ich weine und lache gerne mit meinen Interviewpartnern. Abends haben Tim Butenschön (Kamera und Schnitt) und ich dann ein Bier getrunken, gut gegessen und über die gehörten Geschichten geredet. Das war ein guter Übergang zurück ins eigene Leben.

Dein erster Film Jola war fiktional, die Khello Brüder ist ein Dokumentarfilm. Welche Arbeitsweise hat dir besser gefallen? Und in welchem Bereich möchtest du in Zukunft weiter arbeiten?

Mir gefallen beide Arbeitsweisen. Die Arbeit an einer Doku fühlt sich für mich jedoch ziemlich einsam an. Mir gefällt die Teamdurchmischung beim Spielfilm gut, viele verschiedene Sparten, Charaktere und Talente. Ich finde den kreativen Prozess beim Spielfilm angenehmer, bei einem Dokumentarfilm intensiver. Ich habe gerade eine Doku in Kambodscha über Transgender-Frauen mit dem Titel "Real Girls" mit Grant Hennessy zusammen gedreht und fand das Arbeitserlebnis intensiv, belohnend und extrem anstrengend. Man kann sich nicht aussuchen, ob und wann den Protagonisten etwas passiert. Manchmal wartet man lange und nichts passiert. Und gleich darauf kommt man drei Tage nicht zur Ruhe. Ich finde, dass es die persönliche Flexibilität schult, wenn man sich in verschiedenen Lebenswelten schnell zurechtfinden muss, ohne die Menschen vor der Kamera zu stören. Man muss gut zuhören können und den richtigen Ton treffen.

Ich möchte natürlich in beiden Bereichen arbeiten, aber jetzt gerade ist es hauptsächlich der Dokumentarbereich. Ich merke, dass ich durch den Dokumentarfilm Inszenierung und Dramaturgie besser verstehen lerne - und glaube, dass ich viel davon für den Spielfilm mitnehmen kann. Ich freue mich in Zukunft also auf beides.

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