
Beim nachhaltigen Catering am Set ist noch Luft nach oben
19.07.2022 | MOIN-Umfrage
In einer bundesweiten Umfrage hat die MOIN Filmförderung 30 Cateringfirmen zum Thema Nachhaltigkeit befragt. Wo gelingt es den Firmen schon, nachhaltig zu agieren? Wo ist noch Verbesserungsbedarf? Und was können Filmteams und Produktion tun, um die Caterer am Set zu unterstützen? Hier kommen erste Antworten.
Die Essgewohnheiten am Filmset haben sich in den letzten Jahren gewandelt. Wo früher noch auf die Fleischportion bestanden wurde, steigt heute die Nachfrage nach vegetarischen und veganen Gerichten. Zum Wohl der Tiere, zum Wohl der Umwelt – und letztendlich auch zum Wohl der Konsumenten. Weitere wichtige Aspekte für die Ökobilanz sind Regionalität und Bio-Zertifizierung. Dieser Anspruch hat auch Einzug in die Förderlandschaft erhalten: Für die Labels Green Motion und Grüner Filmpass müssen mindestens 50 Prozent des Caterings regional und 1/3 in Bio-Qualität sein. Auf Fleisch soll so weit wie möglich verzichtet werden. Doch wie bewerten die Cateringfirmen die Situation am Set aktuell? Und wie klappt die Zusammenarbeit mit den Filmproduktionen?
Um das herauszufinden, hat die MOIN Filmförderung einen Fragenkatalog aus 23 Fragen an alle Cateringfirmen in Deutschland versendet, die bei der Branchenplattform Crew United gelistet sind – 30 Firmen haben an der Befragung teilgenommen. Die Fragen wurden in acht Oberkategorien aufgeteilt: Grundsätzliches, Essgewohnheiten, Erfahrung mit Produktionen, Erfahrung am Set, Energie, Ausbildung, Corona und Stimmungsbild.

Die wichtigste Erkenntnis zuerst: Beinahe alle (28 von 30) Firmen bieten vegetarisches, veganes, regionales und auch saisonales Catering an und arbeiten nachhaltiger als noch vor ein paar Jahren. In der Regel hängt die die Entscheidung für oder gegen nachhaltige Lebensmittel jedoch mit dem Budget der Produktionsfirma zusammen – und hier liegt ein großer Knackpunkt. Denn obwohl knapp 50% der Produktionsfirmen ein Catering fordern, das saisonale, regionale, vegetarische und vegane Gerichte beinhaltet, seien diese oft nicht bereit, die Mehrkosten zu tragen. Die Extrakosten entstehen durch höheren organisatorischen und logistischen Aufwand bei der Beschaffung der Lebensmittel, das frische Kochen und den höheren Preis der Lebensmittel – zudem steigen die Betriebskosten und Löhne wie in vielen anderen Branchen aktuell auch hier. Eine mögliche Lösung: Nachhaltiges Catering müsse bei der Budgetplanung höher priorisiert werden. Übrigens: Wer bei der MOIN Filmförderung eine Förderzusage erhält, bei dem werden auch die höheren Kosten für nachhaltiges Catering anerkannt – sofern diese im Budgetplan erfasst sind.
Der Verzicht auf Fleisch ist ein wichtiger Hebel, um den CO2-Fußabdruck zu senken. Doch wie stehen Cast und Crew am Set fleischlosen Tagen gegenüber? Laut Umfrage werden fleischlose Tage von rund einem Drittel der Teams positiv aufgenommen. Immerhin 15 Prozent von Cast und Crew reagieren laut der Catering-Firmen negativ auf Tage, an denen kein Fleisch auf der Karte steht.
Zudem müsse laut Umfrage das Thema Nachhaltigkeit am Set bei Cast und Crew noch stärker auf die Agenda gesetzt werden. So können Extrawünsche im Rahmen eines nachhaltigen Caterings nur sehr begrenzt erfüllt werden, außerdem sind Mülltrennung und der Verzicht auf Einweggeschirr essenziell. Gerade bei der Mülltrennung scheint noch großer Handlungsbedarf zu sein: Oftmals gebe es schlicht zu wenig Budget.
Ein weiteres Problem, das vielen nicht bewusst ist: Im Cateringbereich fehlt es an Nachwuchs. Gründe hierfür seien die schwierigen Arbeitsverhältnissen, der geringe Lohn, unzureichende Wertschätzung und die fehlende Planungssicherheit. Außerdem gäbe es keine richtige Ausbildung – hier würde z.B. eine Kooperation mit niedergelassenen Restaurants helfen.
Vorerst lässt sich somit festhalten, dass innerhalb kürzester Zeit ein großer Sprung hin zu nachhaltigerem Catering stattgefunden hat. Die Filmbranche ist gemeinsam mit den Catering-Firmen auf dem richtigen Weg. Ungeklärt ist jedoch in vielen Fällen noch die Kostenfrage – denn Nachhaltigkeit ist oftmals aufwändiger und somit nicht zum Nulltarif zu bekommen. Das haben auch die Filmförderungen erkannt: Bei vielen sind höhere Kosten für ökologisch-nachhaltige Dreharbeiten mittlerweile förderfähig.
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