MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein

Mit „Der letzte Walsänger“ erwartet uns im nächsten Jahr ein echter Animationsblockbuster „Made in Hamburg“. Hinter dem Projekt stecken Reza Memari und Maite Woköck mit ihrer 2018 gegründeten Firma Telescope Animation. Das Besondere: Neben dem Film arbeitet das Team parallel an einer Serie, zwei Videogames und einem interaktiven Bilderbuch, welche die Geschichten um den jungen Buckelwal Vincent aus verschiedenen Perspektiven und Zeiten erzählen.

Recht grau und unscheinbar sieht es aus, wenn man inmitten von TÜV NORD und großen Industriefirmen nur unweit der S-Bahn Station Diebsteich in Hamburg vor dem mehrstöckigen Bürogebäude steht. Doch wer in den 3. Stock fährt, wird schnell eines Besseren belehrt. Riesige Bildschirme, plüschige Meerestiere und geschäftiges, kreatives Treiben in jedem Raum: Hier entsteht bei Telescope Animation mit „Der letzte Walsänger“ eines der ambitioniertesten deutschen Animationsprojekte der letzten Jahre. „Wir arbeiten seit der ersten Idee von Reza, der auch Regie führt, rund zehn Jahre an dem Projekt. Anfang 2026 wird der Film endlich das Licht der Welt erblicken und in die Kinos kommen“, sagt Produzentin Maite Woköck.

Ein Buckelwal und ein Orca stehen ich im Wasser gegenüber und schauen dabei böse.
Streit unter Wasser: Buckelwal Vincent mit Orca Darya

Ein echter Arbeitsmarathon nähert sich somit dem Ende. Rund 120 Leute in Deutschland, Tschechien und Kanada haben an dem Projekt mitgearbeitet. In Hamburg sitzt das Kernteam, das sich um die Designs und Storyboards und das Lighting, Rendering und Compositing gekümmert hat. Ein Großteil der Animationsarbeit hat hingegen in Tschechien und Kanada sowie Baden-Württemberg stattgefunden. Hervorzuheben ist dabei ein besonderes, technisches Detail: „Wir haben bei ‚Der letzte Walsänger“ auf die Unreal-Engine der Firma Epic Games gesetzt, die eigentlich aus dem Gamesbereich kommt. Für uns hatte die Engine jedoch zahlreiche Vorteile, auch wenn natürlich nicht alles so lief, wie wir uns das am Anfang vorgestellt hatten“, sagt die Hamburger Produzentin.

Ein großer Vorteil sei das „Real Time Rendering“ gewesen. Man ändert eine Szene am Computer und kann das Ergebnis direkt sehen – normalerweise dauert der Renderingprozess bei Animationsfilmen für kurze Sequenzen mehrere Stunden. „So probiert man spontane Ideen deutlich schneller mal aus, was uns im kreativen Prozess sehr geholfen hat“, sagt Woköck. Da die Technik im Animationsfilmbereich Neuland ist, wurde das Team auch immer wieder vor Herausforderungen gestellt. Das erste Problem: überhaupt Menschen zu finden, die mit der Engine arbeiten können. „Unsere Leute mussten sich die Engine antrainieren. Auch wenn Epic Games uns bei der Arbeit sehr unterstützt hat, mussten wir viele Sachen im Prozess lernen. So wollten wir zum Beispiel am Anfang auch die Storyboards mit der Unreal Engine machen, was jedoch einfach nicht funktioniert hat – am Ende haben wir einen Monat Zeit verloren“, verrät Woköck. Auch Details, die bei Videogames eher zweitrangig sind, mussten von Telescope Animation neu gedacht werden: So stört es in einem Videospiel nicht, wenn in einer Unterwasserwelt Wasserblasen einfach irgendwie an die Oberfläche steigen. Wenn im Film auf einer riesigen Leiwand jedoch der Hauptcharakter mehrmals durch so eine Blase verdeckt wird, muss man nochmal ran.

Das Telescope Animation-Team stehend und sitzend vor einer Glaswand
Das Telescope Animation-Team beim Screening in den Zeise Höfen

Die Geschichte von „Der letzte Walsänger“ handelt von dem jugendlichen Buckelwal Vincent, der seine Ängste überwinden und sein magisches Lied entdecken muss, um die Meere vor der Zerstörung durch ein schreckliches Monster zu retten. Dabei muss er viele Abenteuer bestehen und trifft zahlreiche spannende Meeresbewohner*innen. Genug Stoff also, um nicht nur einen Animationsfilm zu füllen: Neben dem Kinofilm gibt es das Short Game Lani’s Call, außerdem wird es zusätzlich eine Serie fürs ZDF, ein Konsolen- Game sowie ein interaktives Bilderbuch für die ganz Kleinen geben. Dabei rückt jedes Medium einen anderen Teil der Story in den Fokus: „In dem Short Game erzählen wir zum Beispiel, wie die Eltern von Vincent sich kennengelernt haben. In dem langen Game erfahren wir die Vorgeschichte des Monsters aus dem Kinofilm – so fügt sich alles Stück für Stück zusammen“, sagt Maite Woköck. Doch warum entschied sich das Team bei Telescope Animation für diesen sehr arbeitsintensiven Schritt? „Wir haben schon sehr weit am Anfang geschaut, wo man welche Geschichte am besten erzählen kann. Und Kinder lieben neben Kinofilmen Games und Serien – es macht also Sinn, auf mehreren Plattformen präsent zu sein. Zudem haben wir so die Möglichkeit, eine Marke zu kreieren. Denn man wird gerade in der Finanzierungsphase sehr oft gefragt, wo die Marke ist, wenn man mit einer originären Geschichte ankommt“, so Woköck.

Dabei werden nicht alle Formate gleichzeitig erscheinen. Das Short Game ist bereits veröffentlich, der Kinofilm und das interaktive Bilderbuch werden noch dieses Jahr finalisiert und kommen nächstes Jahr auf den Markt. Das große Game und die Serie sind hingegen noch in der Finanzierung.

Ein buntes Seepferdchen schwimmt vor einem riesigen Wal, der es interessiert anschaut.
Neben den Walen sind auch viele andere Meeresbewohner in dem Animationsabenteuer zu sehen

Es ist also einiges los bei Telescope Animation. Doch das Team um Maite Woköck und Reza Memari, das neben Hamburg auch einen Standort in Berlin und für die Games-Entwicklung in Brandenburg hat, ist nicht nur unter Wasser unterwegs: Gerade befindet sich die Serie „Children of Gaea“ in der Entwicklung, in der es um eine Gruppe Jugendlicher geht, die mit Hilfe ihrer Krafttiere den endgültigen Klimakollaps abwenden will. Auch hier ist zur Serie ein Kinofilm und ein Game geplant, welche die Geschichte weitererzählen. Vielleicht eine weitere Marke „Made in Hamburg“.

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