Auf den Spuren von Robert Habeck
27.08.2018 | Im Gespräch mit Malte Blockhaus

Wie sieht eigentlich das Leben eines Spitzenpolitikers aus? Dieser Frage ging der Kieler Filmemacher Malte Blockhaus von 2014 bis 2017 nach und porträtierte hierfür den damaligen schleswig-holsteinischen Umweltminister Robert Habeck. Das Resultat gibt es ab dem 30. August im Kino zu sehen. "Following Habeck" ist eine Nahaufnahme zwischen Wahlkampf und Ministeramt, Provinz und Großstadt, Sieg und Niederlage. Im Interview verrät Blockhaus, wie er sich zwischen diesen Polen zurechtgefunden hat.
- Was hat dich an der Person Robert Habeck so fasziniert?
Am Abend der Landtagswahl 2012 in Kiel habe ich (damals als Videojournalist für eine Nachrichtenagentur) Robert Habeck das erste Mal interviewt. Und es fiel mir damals schon auf, dass er einerseits sehr offen und nahbar ist und andererseits sein Handwerk im Umgang mit Kameras und Journalisten sehr gut beherrscht. Monate später konnte ich Habeck dann im Rahmen meiner Diplomarbeit bei einem der ersten schwierigen Termine als Umweltminister mit der Kamera begleiten. Und auch hier ließ er recht viel Nähe und einen Blick hinter die Kulissen zu. Zwei Jahre später wollte ich dann nach längerer Abstinenz mal wieder dokumentarisch arbeiten und schlug ihm vor, ihn über mehrere Monate bei seiner Arbeit zu begleiten. Motivation war für mich jedoch nicht, dem Menschen Robert Habeck besonders nahe zu kommen oder journalistisch-politischen Inhalten auf den Grund zu gehen. Mich interessierte einfach die Arbeit eines Berufspolitikers mit dem Wissen, dass ich es hier mit einem Protagonisten zu tun habe, der sein Handwerk – besonders in Bezug auf Medien – äußerst gut beherrscht.
- Was durftest du drehen, was war von vornherein ausgeschlossen?
Es gab sensible politische Termine, bei denen durfte ich nicht drehen. Meistens war das OK für mich. Bei manchen Situationen wäre ich gerne dabei gewesen. Im Vorfeld habe ich natürlich mit Robert über das Filmthema gesprochen. Die Privatperson war für mich nicht zentral. Das war auch Robert ganz recht. Meine Idee war es, mit anderen Bildern über den politischen Alltag den Zuschauern eine neue Perspektive zu bieten; im Kontrast zu den doch immer ähnlichen TV-Bildern über Politik. Und diese Idee hat Robert von Beginn an unterstützt.
- Welche neuen Erkenntnisse hast du während der Dreharbeiten über den Alltag eines Spitzenpolitikers gewonnen?
Ich glaube, bei vielen Spitzenpolitikern sieht der Alltag ganz ähnlich aus. Sie sehen sich, je nach Terminkalender, ständig mit verschiedensten Inhalten und Menschen konfrontiert. Hierbei immer hellwach, gut vorbereitet und ehrlich interessiert in den Dialog zu gehen – das ist eine große Herausforderung. Vielleicht kann man das lernen. Einfacher ist es aber sicherlich, wenn Politiker vom Charakter her leicht mit diesen Herausforderungen umgehen können. Das wirkt dann für viele Menschen am ehesten authentisch.

- Was war das Skurrilste, was dir auf den Reisen mit Robert Habeck passiert ist?
Skurril waren die Dreharbeiten ehrlich gesagt nicht so sehr – aber fast immer spannend. Ich habe eben immer versucht das zu filmen, was mich auch ganz persönlich interessiert. Zum einen bei den politischen Terminen, zum anderen aber auch die Stimmungen des Alltags rechts und links davon. Und hierbei erinnere ich mich z.B. an eine nächtliche Autofahrt von Hannover nach Kiel oder die Seniorin, die am Rande einer Veranstaltung Robert ganz aufgeregt um ein Autogramm bittet.
- Wie lang waren die tatsächlichen Dreharbeiten und in welcher Phase von Habecks politischer Laufbahn ist der Film genau entstanden?
Vorgestellt habe ich Robert das Projekt im Herbst 2014. Es wurde damals schon spekuliert, ob er nicht irgendwann auch mal eine bundespolitische Rolle spielen könnte. Die Dreharbeiten begannen dann im Frühjahr 2015, kurz bevor er seine Kandidatur für die Grünen-Urwahl bekannt gab. Für mich als Regisseur war klar, dass ich von da an bis zum Ergebnis der Urwahl (Januar 2017) und vielleicht darüber hinaus dabeibleiben möchte. An etwa 40 Tagen habe ich gefilmt. Dabei mal den ganzen Tag, oder auch nur einen bestimmten Termin.
- Habt ihr immer noch Kontakt?
Ab und an halte ich ihn etwas auf dem Laufenden, was den Film betrifft.
Trailer - Following Habeck

- Zwischen „Bücken für 8 Cent" und "Following Habeck" sind acht Jahre vergangen. Was hast du in der Zwischenzeit gemacht?
Geld verdienen. Als quer eingestiegener Dokumentarfilmer hieß das für mich: zunächst keine Dokumentarfilme drehen. In diesem Segment gibt es wohl nur wenige Regisseure, die von dieser Art Film tatsächlich leben können. Ich denke, ich brauchte ein paar Jahre, bevor der Wunsch und die Leidenschaft für diese spezielle Art des Filmemachens wieder groß genug wurde.
- Dein aktuelles Projekt heißt "about solitude". Worum geht's und wie weit bist du mit dem Film?
In meinem nächsten Film geht es um das Thema „Einsamkeit". Ich habe einen Faible für entlegene, einsame Orte. Und frage mich, was Menschen (wie mich) dorthin verschlägt. Was macht äußere, geographische Einsamkeit mit der Psyche eines Menschen? Die Dreharbeiten finden voraussichtlich im nächsten Jahr statt.
- Du wohnst nach wie vor in Kiel. Was gefällt dir als Filmemacher an Schleswig-Holstein und was macht die norddeutsche Filmszene für dich aus?
Besonders froh bin ich in Kiel über die Unterstützung der Filmwerkstatt Kiel. Die vielen Gespräche mit Arne Sommer, dem Leiter der Filmwerkstatt, aber auch den Mitarbeitern dort sind für Filmemacher wie mich wirklich sehr hilfreich. Und in Schleswig-Holstein tut sich darüber hinaus derzeit viel in der Filmszene. Viele engagierte Leute, die sich Gehör verschaffen.